Text-Nummer: 0182
Hans Tennstedt
Hochschulszenarien
Der sächsische Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer hat einen Entwurf für ein neues Hochschulrahmengesetz vorgelegt. Der Entwurf sieht vor, daß Hochschulen zukünftig als Betriebsformen öffentlichen und privaten rechts erprobt werden sollen. Das ist ein erster Ansatz für Hochschulszenarien der Interaktionsgesellschaft, mehr aber auch nicht.
Hans Tennstedt
Und schon geht es los
Clinton fordert "Maßnahmen" zur Beobachtung der Klon-Technologie, um einer "Anarchie" der Forschung zu begegnen. Nachtrag zu Text 0176.
Hans Tennstedt
Vom Klon-Schaf zum Klon-Mensch?
Politik, Kirche und Wissenschaft beschört und beschwichtigen ethische Bedenken. Das gelungene Experiment, ein Schaf zu klonen, erfordert einen anderen Umgang mit Motiven, Wegen und Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung.
Robin Stein
Das ficktum brutum der Kunst
Besprechung des neu erschienenen Text- und Collagebandes von Rolf-Hermann S.F. Geller, "Spritzers Stift. Ficktum brutum der Kunst, Frankfurt (Edition Delta Tau / Materialis) 1997
Wolfgang Merkel
Silikon-Implantate: Meldeverfahren für Schadensersatzansprüche
Aktuell am Thema Silikon ist das Meldeverfahren, mit
dem sich Silikon-Trägerinnen Schadensersatzansprüche
sichern können. Genauer gesagt: Trägerinnen
von Implantaten des Marktführers Dow Corning.
Nur wer sich bis 14. Februar registrieren läßt,
kann später gerichtlich von Dow Corning Regreß
fordern. Die Silikon-Problematik ist resümiert
und der heftige Streit der Experten beschrieben: Chirurgen
für ästhetisch-plastische Chirurgie auf der
einen Seite und Silikon-Gegner auf der anderen Seite.
Zu den letzteren gehören auch die Gesundheitsbehörden
der USA und Deutschlands. Der Text geht auf das aktuelle
Meldeverfahren ein und was zu tun ist, um sich die
Klage-Option offenzuhalten.
Etwa eine Viertel Million Frauen in Deutschland trägt
Silikon-Implantate. Hinzu kommen ungezählte Patienten
mit anderen silikonhaltigen Prothesen.
Wolfgang Merkel
Virus mit Lizenz zum Töten von Kaninchen
Australische Behörden wollen der Kaninchenplage im Land Herr werden. Die Landwirtschaft und die Wildflora leiden unter dem Kahlfraß durch die possierlichen Tierchen. Ein Forschungsinstitut mit dem sinnigen Namen Australian Animal Health Laboratory hat ein Virus gezüchtet (nicht gentechnisch), das gezielt Wildkaninchen befallen und töten soll. Ob das Verfahren allerdings sicher ist, dazu herrscht geteilte Meinung. Einige Forscher befürchten, daß das Virus auch andere Säuge- und Nagetiere befallen könnte. Darüberhinaus ist abzusehen, daß die gewünschte Wirkung nur befristet anhält.
Gerhard Büntig
Hart am Wind
Unternehmensvertreter bringen bei der Europool '97 frischen Wind in die Universitäten.
Roderich Marquart
Mona Lisa's Dirty Secret
Spectacular revelations about the Mona Lisa have surfaced. A revolutionary new theory about the origins of the Mona Lisa, has turned the classic arts world upside down.
Dirk Kohn
Hätte eine 'wehrhafte Demokratie' Hitler verhindert?
Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland beinhaltet
eine Reihe von Bestimmungen, die ausdrücklich
dem Schutz der liberalen Demokratie dienen, also Ausdruck
der sog. wehrhaften Demokratie sind.
Bei der Erklärung der Ursachen des Zusammenbruchs
der Weimarer Republik und der Entstehung der totalitären
Diktatur im Nationalsozialismus wird vielfach die Auffassung
vertreten, daß eine 'eigenartige Schwäche',
also das Fehlen derartiger Bestimmungen, ausschlaggebend
war und die Nationalsozialisten praktisch 'legal' zur
Macht gekommen sind. Es ist daher zu fragen, wie die
Weimarer Reichsverfassung in puncto Wehrhaftigkeit
zu beurteilen ist. Ferner ist es wichtig, den Punkt
zu datieren, an dem der Übergang zur Willkürherrschaft
vollzogen wurde. Daß nämlich der Nationalsozialismus
von Anfang an auch mit Verfassungsbrüchen seinen
Machtanspruch durchsetzte, ist unstrittig.
Als eine Art Arbeitshypothese stellt der Autor seinen
Ausführungen vor, daß auch die Existenz
von Schutzbestimmungen - ähnlich denen unseres
Grundgesetzes - in der Weimarer Reichsverfassung an
dem Aufstieg der Nationalsozialisten nichts geändert
hätte.
Dirk Kohn
Die Entstehung der Demokratie im klassischen Athen bis
zur Zeit des Perikles
Wenn heute der Begriff Demokratie - also Volksherrschaft
- Anwendung findet, wird oft übersehen, daß
die Anfänge gut zweieinhalb Jahrtausende zurückliegen
und der Ausgangspunkt Athen war. Natürlich ist
die athenische Demokratie nicht zu vergleichen mit
den uns heute geläufigen Formen. Es war im letzten
Stadium eine direkte Demokratie, keine repräsentative.
Auch durften beispielsweise weder Frauen, Metöken
- also Zugewanderte ohne Rechte - noch Sklaven mitbestimmen.
Dennoch muß festgehalten werden, daß in
der Übergangsphase von archaischer (750-510) zu
klassischer Zeit (510-323), also zwischen Ende des
sechsten und Beginn des fünften vorchristlichen
Jahrhunderts die dominierende Stellung des Adels weitgehend
aufgelöst wurde, ein Zustand also, der im restlichen
Europa zum Teil erst in diesem Jahrhundert erreicht
wurde.
Wenn man sich diesen Umstand vor Augen führt, muß
man die Frage stellen, warum gerade in Athen solch
eine Entwicklung möglich war, warum sich die demokratische
Verfassung immerhin etwa 150 Jahre hielt und durch
welche Personen und Situationen sie getragen wurde.
Zu diesem Fragenkomplex versucht der Autor Antworten
zu finden.
Arno Niemuß
Warum Wissenschaftler der Natur und dem Geist nachlaufen
Glosse zu Erhard Schütz: "Integrative Magie. Warum Geisteswissenschaftler Naturwissenschaftlern nachlaufen", in: Tagesspiegel Nr. 15727, 27.08.96, Seite 19, "Berliner Beiträge".
Pam Blackstone
Intellectual Diversity Not in Peril
About Michael Crichton's book The Lost Word and the funtion of Internet for communication.
Wolfgang Ernst
Reichskleinodien
Der Weg der Reichskleinodien durch die deutsche Geschichte. Die Frage des Museums, des Archivs, der "ästhetischen Kirche" und des realen Orts.
Robert Krokowski
Sexueller Mißbrauch von Kindern - Plädoyer
für eine Versachlichung der Diskussion über
psychoanalytische und psychotherapeutische Erinnerungsarbeit
1. Teil: Bedingungen und ein Beispiel für die gegenwärtige Diskussion
Die öffentliche Auseinandersetzung über Fragen des sexuellen Mißbrauchs von Kindern und auch über die Möglichkeiten psychoanalytischer und psychotherapeutischer Einflüsse auf Erinnerungen an (angebliche oder faktische) Inzesterfahrungen in der Kindheit wird mit großer Vehemenz geführt. Affekte der Betroffenen scheinen zu dominieren. Aber auch aus wissenschaftlicher Sicht werden neue Behauptungen aufgestellt, derer sich Medien bevorzugt annehmen. Der Autor ist der Meinung, daß es einer Hinwendung der Diskussion zur Sachlichkeit bedarf. Sein Beitrag besteht aus zwei Teilen: der erste geht zunächst Vermutungen über Gründe für plakative Behauptungen und verweigerte Argumentationen nach; sodann beschäftigt er sich detailliert mit einer Zeitungsmeldung zum Thema, die vom Autor als charakteristisch für den Stand der momentanen Diskussion angesehen wird. Der zweite, in Kürze folgende Teil wird einen eigenen Beitrag zur Diskussion bieten.
Susanne Kretzer
Mystifiktionale Spuren
Miszelle über Arno Schmidt und den BildRaum des Literaten und Künstlers.
Susanne Kretzer
Mystifictional Traces
Arno Schmidt: the pictorial home of the writer and other artists.
Hermann Althaus
Vernichtung durch Medizin
Der 99. Ärztetag in Köln äußert 50 Jahre nach dem Nürnberger Ärzteprozeß seine Betroffenheit über die "kriminellen Aktionen" von Ärzten im NS-Staat. Kommentar zu Fragen der medizinischen Ethik.
Urs Köhnen
Gen-Uhren
Zur Entdeckung der sogenannten Clock-Gene des Fadenwurms und zur Ethik der Gentechnologie.
Christian Kupke
Das binaristische Fundament phänomenalen Bewußtseins.
Zum aspektdualistischen materialistischen Monismus in
der Gehirntheorie
Der Text beschäftigt sich mit einer Variante des materialistischen Monismus in der Gehirntheorie, die als "Aspektdualismus" zu einer Vermittlung von Philosophie und Naturwissenschaften beitragen will. Thema ist die Frage nach der "Evidenz" phänomenalen Bewußtseins. Wird diese Evidenz, so die These, nicht als in einem binaristischen Fundament verankert durchschaut, bleibt sie ebenso dogmatisch wie der in Amerika gegenwärtig so beliebte Materialismus Daniel Dennetts.
Christian Kupke
Was motiviert Wissenschaftler, ihr eigenes Ich im Gehirn
zu verorten?
Einige prinzipielle Einwände gegen den materialistischen
Monismus der Gehirntheorie
Der Text richtet sich gegen einen radikalen materialistischen Monismus in der Gehirntheorie, wie er bspw. gegenwärtig von Daniel Dennett vertreten wird. Er zeigt den Selbst-Widerspruch einer Theorie auf, die phänomenales Bewußtsein zwar leugnet, aber sowohl voraussetzen muß als auch zu ihrem geheimen teleologischen Motiv hat.
Christian Kupke
Was heißt "Psyche"?
Ein Diskussionspapier
Der Text setzt den Vortrag "Philosophie und Wissenschaften der Psyche" inhaltlich fort, ohne seine Kenntnis vorauszusetzen. Hatte sich dort gezeigt, daß Psyche, wesentlich betrachtet, nichts Allgemeines, sondern etwas strikt Individuelles ist, so zeigt sich hier: Psyche ist kein Gegenstand, noch nicht einmal ein Zustand, sondern ein Prozeß, und zwar der Prozeß einer Übersetzung. Psyche ist - so die These - "psychosemiotischer Text".
Wilfried Armonies / Christian Kupke
Jenseits des binaristischen Prinzips
Zur psychoanalytischen Theorie des Witzes
Der Text zeigt mit einem maximalen Aufgebot an binaristischen Erklärungsmustern, was, der Freudschen Theorie zufolge, ein Witz ist. Am Ende jedoch zeigt sich: Der Witz liegt "jenseits des binaristischen Prinzips"; er ist in einer binaristischen Theorie nicht zu erfassen.
Christian Kupke
Was das heißt: Hereingeleimtwerden.
Bruchstücke einer Traumanalyse
Der Text macht aufmerksam auf die Fallstricke des analytischen Diskurses und der Zwangsneurose. Er thematisiert einen Traum und dessen Folgen: Der Zwangsneurotiker leimt sich in den psychoanalytischen Diskurs herein, und der Analytiker wird (herein-) geleimt.
Christian Kupke
Freud, Ferenczi und Hegel.
Referat einer Untersuchung zum Verhältnis von Psychoanalyse
und Philosophie
Der Text faßt die Ergebnisse der bisherigen Studien des Autors zum Verhältnis von Psychoanalyse und Philosophie zusammen. Er nimmt dabei die Motive der beiden Texte zum Thema "Geschlecht, Geschichte" wieder auf. Anders als diese antwortet er jedoch auf die beiden (noch offenen) Fragen - einerseits: wie muß die Argumentationsstruktur beschaffen sein, mit der man sich des Verhältnisses von Psychoanaylse und Philosophie produktiv vergewissert, - und andererseits: wie ist, auf dem Boden der Freudschen Theorie, überhaupt eine Anerkennung des Mangels möglich.
Christian Kupke
Kontextuelle Negativität.
Einige Annotate zur Auseinandersetzung von Philosophie
und Philosophiewissenschaft
Der Text führt - analog zur Unterscheidung von Literatur und Literaturwissenschaft - in den universitären Diskurs die Unterscheidung von Philosophie und Philosophiewissenschaft ein.
Christian Kupke
"...als würde zwischen zwei Subjekten so
etwas wie (a)mur) existieren".
Vortrag zur Frage der psychischen Impotenz im analytischen
Diskurs
Der Text führt inhaltlich die Linie der beiden Texte zum Thema "Geschlecht, Geschichte" fort, setzt jedoch nicht deren Kenntnis voraus. Es geht um die Herausarbeitung der Freudschen Theorie des Mangels als einer Theorie der psychischen Impotenz. Dabei wird die Unhintergehbarkeit dieses Mangels anhand all der Paradoxien und Tautologien herausgestellt, die der Versuch einer Überwindung des Mangels mit sich bringt. Fazit: Der Mangel kann nur anerkannt, er kann nicht aufgehoben werden.
Christian Kupke
Geschlecht, Gesichte II
Vortrag zum Verhältnis von Psychoanalyse und Philosophie
Der Text setzt die Kenntnis des ersten Vortrages zum Thema "Geschlecht, Geschichte" voraus. Er spürt der Aufhebungslogik des philosophischen und der Anerkennungslogik des psychoanalytischen Diskurses in der Strukturierung des Verhältnisses von Herr und Knecht im Hegelschen Text und der Strukturierung des Verhältnisses von Mann und Frau im Freudschen Text nach. Fazit: Philosophie und Psychoanalyse sprechen je füreinander nur die halbe Wahrheit aus.
Christian Kupke
Geschlecht, Gesichte I
Vortrag zum Verhältnis von Psychoanalyse und Philosophie
Der Text versucht anhand einer Analogie zweier Mythen: des von Ferenczi vertretenen paläobiologischen Mythos und des von Hegel vertretenen soziokulturellen Mythos, das Verhältnis von Psychoanalyse und Philosophie zu bestimmen. Fazit: Die Philosophie folgt einer Logik der Aufhebung des Mangels, die Psychoanalyse einer Logik der Anerkennung des Mangels.